Mädels! Frauen! Mütter!

Wenn ihr die Zeitungen aufschlagt oder den Laptop aufklappt könnt ihr viel über uns lesen: Warum wir keine Kinder bekommen wollen (es ist Wahnsinn!), warum wir Vollzeit arbeiten müssen (nur das ist Emanzipation!), dass der Feminismus überflüssig sei (für die wahren Emanzipierten!), dass jemand anderes als wir die Vokabeln unserer Kinder abfragen soll (wenn wir uns auf den Wahnsinn eingelassen haben!), dass frau zu Rainer Brüderle besser „Ey Schnuppi“ gesagt hätte als einen Aufschrei auszulösen. Kurzum: Überall wird verhandelt, welche Lebensentwürfe wir uns zuzulegen haben. Immer noch. Oder auch: Schon wieder. Und pervers: Inzwischen mischen Frauen bei dem Diktat ganz vorne mit, verurteilen solche ihres Geschlechts, die zu wenig arbeiten, die zu viel arbeiten, die überhaupt nicht arbeiten. Die Kinder haben. Die ihre Kinder „fremd“betreuen lassen. Die sich über die Unvereinbarkeit beschweren. Und so weiter. Und auch wenn sich das männliche Geschlecht von all diesen medial inszenierten Diktaten nicht mehr frei machen kann, dann gibt es das Wort Rabenvater deshalb noch lange nicht.

Ja, wir sind unzufrieden mit dem Leben ab 30, das die Gesellschaft für uns vorgsehen hat! Und nein, wir hätten mit Mitte 20 nicht gedacht, dass der Feminismus für uns noch einmal derart aktuell sein würde, dass wir über unsere Chancen, unser Leben, unsere Berufungen plötzlich anders nachdenken müssen, weil wir Frauen sind!

Fakt ist: Die Freiheit, die wir bekommen haben, ist nichts weiter als die Freiheit, eine auf den Arbeitsmarkt geworfene Kreatur sein zu dürfen. Die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen, ist dem Zwang zur Selbstverwirklichung gewichen. Diese Erkenntnis trifft uns Frauen erst jetzt mit voller Wucht – heute, da die Unterhaltsgesetze ganz emanzipiert nachjustiert wurden; heute, wo Omi ihre Rente aufstocken muss und heute, wo jede ganz individuell-selbstverwirklicht dem Armutsrisiko ausgesetzt ist.

Wir müssen uns wieder wehren. Gegen das Diktat, wie wir zu leben und wer wir zu sein haben. Für die Möglichkeit, wirklich frei und unabhängig zu sein, mit und ohne Kind und mit und ohne Familie, mit und ohne Job, mit und ohne Kitaplatz.

Deshalb brauchen wir StadtLandFrau. Und füllen sie mit unseren Erlebnissen, Wünschen, Erfahrungen, Bedürfnissen. Bitte schreibt über: Frau sein? Mensch sein? Mutter sein? Getresst sein? Wer bin ich? Wer will ich sein? Was ist unser Alltag? Was macht uns wütend? Und als Grundmelodie immer wieder:

Warum brauchen wir einen neuen Feminismus?

Eure StadtLandFrauen

Veröffentlicht von stadtlandfrau

Dr. Inga Haese, Freie Autorin, Sozialforscherin, Dozentin. Mutter von 2 Kindern. Lebt in Berlin und bei Storkow in Brandenburg.

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